Nur mit neuer Käserei hat schöne Berner Alp eine Zukunft
Jahr für Jahr stellen zwei tüchtige Sennenfamilien auf der idyllisch gelegenen Bodenalp oberhalb von Boltigen über 5000 Kilogramm wertvollen Alp- und Hobelkäse mit dem Qualitätssiegel AOC her. Der Ertrag ist bedeutend – und hat es der 60-köpfigen Alpgenossenschaft bisher erlaubt, umsichtig zu wirtschaften. Doch nun droht ein zwingender Modernisierungsschritt für die Alpkäserei und für den Wohnteil in der Sennhütte an den hohen Kosten zu scheitern.
Nach der Schneeschmelze wartet viel Arbeit
Wenn der meterdicke Schnee seinen Zauber über die 1'450 m ü. M. hoch gelegene Simmentaler Alp legt, blinzelt einzig die sonnengegerbte Holzfassade der Sennhütte aus dem Weiss hervor. Dass hier im Sommer 40 Milchkühe, 50 Rinder und 15 Ziegen die saftigen Alpwiesen bevölkern und nach den feinsten Kräutern grasen, lässt sich nur erahnen. Der nächsten Alpsaison blicken die Mitglieder der 60-köpfigen Alpgenossenschaft heuer mit gemischten Gefühlen entgegen. Zwar freuen sie sich, dass die beiden motivierten Sennenfamilien aus der gehaltvollen Alpmilch wieder würzigen AOC-Alp- und Hobelkäse herstellen wollen – denn dieser bringt den Bergbauern unverzichtbare Einnahmen. Doch das wird nur möglich sein, wenn noch vor dem Alpaufzug eine entscheidende Modernisierungsetappe gelingt: Die veraltete Käsereieinrichtung entspricht nicht mehr den Vorschriften und muss zwingend ersetzt werden. Und auch im Wohnteil der Sennhütte können Renovationen nicht mehr länger warten.
Fehlen die Reserven, droht dem Alpbetrieb das Aus
Nur mit einem neuen „Kessi“ können die Sennen auch künftig pro Alpsaison 500 Käse-Laibe à 8 bis 15 Kilo mit dem Qualitätssiegel AOC herstellen; diesen Schatz hüten sie jeweils gut bis zur „Chästeilet“ Ende September. Im Wohnteil der Alphütte müssen gleichzeitig Türen und Fenster ersetzt und endlich richtige sanitäre Anlagen eingerichtet werden. Auf einen minimalen Standard muss auch die Kochgelegenheit gebracht werden, damit sich die Älpler für ihr strenges Tagwerk stärken können. Die weitsichtigen Bergbauern haben sich zudem entschlossen, auf dem Hüttendach eine Solaranlage zu montieren, welche die Abhängigkeit vom Dieselgenerator verkleinert. Über all die Jahre hinweg hat die Alpgenossenschaft stets umsichtig gewirtschaftet. Nur das hat es ihr erlaubt, die Sanierungsarbeiten überhaupt in Angriff zu nehmen. Doch die Kosten sind hoch. So hoch, dass die notwendigen Investitionen drohen, die hart erarbeiteten Reserven auf einen Schlag aufzufressen.
Nur mit finanzieller Hilfe gibt es eine Zukunft
Soweit wollen es die Älpler nicht kommen lassen. Alles Rechnen führt jedoch zur gleichen, ernüchternden Erkenntnis: Trotz Subventionen, einem Investitionskredit und Hypotheken, trotz eigenen Barmitteln, ungezählten Arbeitsstunden und viel selber beigesteuertem Material kann der Umbau nicht nachhaltig finanziert werden. In dieser ausweglosen Lage gelangen die beherzten Bergbauern an die Schweizer Berghilfe. Eine ehrenamtliche Expertin hat sich des Falls angenommen, ihn geprüft und die Situation mit den Alpverantwortlichen analysiert. Sie empfiehlt vorbehaltlos, die dringend notwendige Finanzhilfe noch vor Frühlingsbeginn zu sprechen. Denn nur so kann die schöne Berner Oberländer Alp auf eine solide wirtschaftliche Basis für die Zukunft gestellt werden und noch manche Chästeilet“ stattfinden.
Hilfe zum Unternehmertum, da mache ich gerne mit!
Bericht in der Berghilf Ziitig Nr. 77 / Herbst 2012